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...in a mirror, darkly...

  • INSEL | Kultur im ADA 6 Wiesenstraße Wuppertal, NRW, 42105 Deutschland (Karte)

Das Marseillaise-Projekt gehört zu einer Reihe von Vorhaben des Ensembles Sinfonia NRW, die dem Frieden gewidmet sind. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler nehmen nicht nur Bezug auf die aktuell in den Medien präsenten Konflikte. Denn vor dem Hintergrund der Vielzahl von Kriegen weltweit soll das Bedürfnis nach Vernunft und Verständigung artikuliert werden. Es geht nicht um Parteinahme für eine Seite, sondern um den Frieden an sich. 

Welchen Beitrag aber kann die Musik leisten? Sie kann - wie alle Kunst - menschliche Konflikte spiegeln, kann aggressiv oder friedvoll sein. Die Marseillaise, die wir als Ausgangspunkt gewählt haben, ist da ein Extremfall: Sie gilt als eine der blutrünstigsten Nationalhymnen der Welt. Grund genug, sie kritisch unter die Lupe zu nehmen. Unser Projekt beschäftigt sich dabei weniger mit dem Text, sondern stellt den unbekümmerten Heroismus auf der musikalischen Ebene mit musikalischen Mitteln in Frage. Wenn man zum Beispiel die Melodie an einer Horizontalachse spiegelt, ist das Ergebnis erheiternd - man stelle sich vor: Die draufgängerisch aufstrebende Melodie geht nach unten. Ein kompositorischer Widerspruch zum Thema Gewalt, gestaltet von zwei Komponisten. (Das Projekt beinheltet also zwei Uraufführungen.)


Jenseits von solchen Späßen des Verneinens enthält das Programm auch manch Konstruktives: Beethoven, der mit seinem Opus 1 Nr.1 als freiheitlicher Denker und Künstler die Bühne betritt, der aber seinen inneren Drang auf andere Weise, mit spritziger Energie und lebensbejahend musikalisiert - womit unser Projekt sozusagen eine Alternative zur Marseillaise zeigt. Oder Schumanns Fantasiestücke op. 73; den leidenschaftlichen Charakter insbesondere des dritten Stücks unmittelbar mit der bewegten Entstehung zu Revolutionszeiten in Verbindung zu bringen, mag gewagt erscheinen, wahrnehmbar ist aber das Streben nach persönlicher, innerer Freiheit; diese spiegelt sich in musikalischen Gedanken wider, die das Formdenken der klassischen Epoche sprengen.

 

Ganz an den Anfang des Abends setzen wir ein Stück von Viotti (1755 - 1824), dessen Melodie überraschenderweise mit der Marseillaise weitgehend übereinstimmt und laut Datierung früher als diese entstanden ist. Viotti mutet der Melodie in dem Variationssatz übrigens passend zu unserem Abend einiges zu - wohl weniger in kritischer Absicht als im Dienst der instrumentalen Virtuosität.

 

Programm
Giovanni Battista Viotti: Tema e variazioni C-Dur, bearbeitet für Violine und Klavier


Michael Schultheis: ... in a mirror, darkly ... für Violine, Violoncello und Klavier 
 
Robert Schumann: Fantasiestücke für Klavier und Violoncello op. 73
1. Zart und mit Ausdruck
2. Lebhaft, leicht
3. Rasch und mit Feuer

 

Johannes Marks: Inversions d‘un hymne für Klaviertrio (Arbeitstitel)

 

Ludwig van Beethoven: Klaviertrio Es-Dur op. 1 Nr. 1
1. Allegro
2. Adagio cantabile
3. Scherzo: Allegro assai
4. Finale: Presto

 

Ausführende
Eevi Hannonen, Violine
Aiki Mori-von Schnitzler, Violoncello
Junko Shioda, Klavier

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16. Juni

neuer geist. neue musik.

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6. September

wunderkammer: Erdklavier 2.0.