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neuer geist. neue musik. Konzertreihe für neue Orgelmusik.

  • St. Elisabeth 27 Scharnhorststraße Hagen, NRW, 58097 Deutschland (Karte)

Hell und Dunkel

Programm

Improvisation - Lumen Christi

Michael Pisaro (*1961)
Secular Reason (2015/2016)

Improvisation - schattenklänge

Sofia Gubaidulina (*1931)
Hell und Dunkel (1976)

Improvisation - cantus

Sarah Rimkus (*1990)
How many lights are there? (2022)


Michael Schultheis, Orgel


Stille, aufs äußerste reduzierte Klänge sind ein typisches Kennzeichen der Gruppe “Wandelweiser”, eines internationalen Komponistenkollektivs, zu dem auch der Amerikaner Michael Pisaro gehört. Sein “Secular Reason” präsentiert sich wiederholende, mächtig strahlende Akkorde, die immer wieder von Pausen unterbrochen werden.

Ganz anders dagegen zeigt sich Gubaidulinas “hell und dunkel” als sehr verspieltes, virtuoses Stück, das den Kontrast von sehr hohen und tiefen Klängen ausnutzt. Flirrende Tonkaskaden, übersprudelnde Energie trifft auf blockhaft liegende Klänge, in der Mitte entlädt sich die Energie in wilden Wischbewegungen über die ganze Tastatur. Die aus der Republik Tatarstan in Russland stammende Komponistin hat sich zeitlebens mit religiösen und auch sehr bildhaften Motiven in ihrer Musik auseinandergesetzt.

Sarah Rimkus Stück, das aus dem vergangenen Jahr stammt, ist dagegen ein Abkömmling der Pandemieerfahrung. Sie bezieht gerne Inspirationen aus Film und Fernsehen ein und erzählt, dass die Science-Fiction Serie “Star Trek” in der Coronazeit ein besonderer Trost für sie gewesen sei. Darin gibt es eine Episode, in der der Hauptcharakter und Captain des Raumschiffs unter Folter verhört wird. Dabei spielen unter anderem vier grelle Deckenlichter eine zentrale Rolle: Der Verhörer verlangt vom Captain zuzugeben, dass er fünf statt vier Lichter sehe, um ihn mental zu brechen. Sarah Rimkus greift dieses Hin und Her zwischen 4 und 5 rhythmisch in ihrem dunkel gehaltenen Stück auf.

Ergänzt werden diese Werke durch zeitgenössische Improvisationen von Michael Schultheis, die in kreativer und abstrakter Weise Klangfarben und Klangfiguren erkunden und die Vielfalt der Orgelklänge demonstrieren.

Biografien:


Michael Pisaro

Michael Pisaro-Liu (geboren 1961 in Buffalo, New York) ist Gitarrist und Komponist und ein langjähriges Mitglied des Kollektivs Wandelweiser. Während Pisaro-Liu, wie auch die anderen Mitglieder von Wandelweiser, für Stücke von langer Dauer mit Perioden der Stille bekannt ist, hat sich seine Arbeit in den letzten fünfzehn Jahren in viele Richtungen verzweigt, einschließlich der Arbeit mit Field Recording, Elektronik, Improvisation und Ensembles von sehr unterschiedlicher instrumentaler Zusammensetzung.
Pisaro-Liu arbeitet seit langem mit dem Schlagzeuger Greg Stuart, außerdem in verschiedenen Duos. In jüngster Zeit entstanden mehrere Kompositionen für Orchester, darunter Auftragswerke für das BBC Scottish Symphony, das INSUB MetaOrchestra und das Grand Orchestre de Muzzix. Ein großer Teil seiner aktuellen Arbeit hat die Form von Mixed-Media-Assemblagen in Zusammenarbeit mit der Filmemacherin, Künstlerin und Autorin Cherlyn Hsing-Hsin Pisaro-Liu.
Seine Werke werden regelmäßig in den USA, Europa, Südamerika und Südostasien aufgeführt.
Pisaro-Liu ist Direktor für Komposition und experimentelle Musik am California Institute of the Arts.

Sofia Gubaidulina

Tief in der Tradition wurzelnd verwendet sie die Klangmittel der Avantgarde ebenso wie Elemente, die aus der tonalen Musik vertraut sind, um dramatische Verläufe von großer Überzeugungskraft und Anschaulichkeit zu schaffen. Fast alle ihrer Werke setzen allgemeine, außermusikalische Vorstellungen um, die öfter schon in den Titeln der Stücke wie „Pro et Contra“, „Die sieben letzte Worte“ oder „Über Liebe und Hass“ angesprochen werden. Dabei sind viele Kompositionen der bekennenden Christin Gubaidulina vor einem religiösen Hintergrund zu verstehen. Sofia Gubaidulina stammt aus der tatarischen Republik und studierte zunächst in Kasan und später in Moskau bei einem Assistenten Dmitri Schostakowitschs. Seit 1963 als freischaffende Komponistin tätig, nahm sie Anregungen der neuen Musik westlicher Prägung auf, was mit der Doktrin des Sozialistischen Realismus nicht vereinbar war. Sie wurde deshalb in der Sowjetunion Opfer staatlicher Repression und ihre Werke unterdrückt. Immerhin blieb es ihr erlaubt, Filmmusiken zu schreiben und so ihren Lebensunterhalt zu sichern. Durch den internationalen Erfolg ihrer Werke ergaben sich dann vielfältige neue Kontakte in den Westen. Seit 1992 lebt Sofia Gubaidulina in der Nähe von Hamburg. Mit einem imponierenden Œuvre ist sie inzwischen eine der am häufigsten aufgeführten Komponist*innen unserer Zeit und hat zahlreiche Ehrungen in aller Welt erhalten.

 Sarah Rimkus

In ihre Musik fließen zahlreiche Einflüsse ein, von der Ars antiqua bis hin zu balkanischen und skandinavischen Volkstraditionen. In ihren Werken setzt sie sich häufig mit Themen wie Kommunikation, Zugehörigkeit und Beziehung zur Umwelt auseinander, indem sie musikalische Überlagerungen und Widersprüche nutzt. Ihre Musik wurde als "herausfordernd und doch attraktiv" und "immer kraftvoll und wohlüberlegt" beschrieben, mit einer Sprache, die "von einfacher lyrischer Ergriffenheit bis hin zu dichteren Texturen reicht, die einen heiligen Aufschrei suggerieren".  Ihre Chor- und Vokalwerke wurden in den Vereinigten Staaten, in Großbritannien und anderswo in Auftrag gegeben und aufgeführt. Derzeit ist sie Dozentin an der Michigan Technological University und unterrichtet Komposition und musikalische Grundlagen. Sie war auch in leitenden Funktionen tätig, u. a. als Geschäftsführerin des Kammerchors der Universität Aberdeen und als künstlerische Leiterin von Spectrum, des Ensembles für Neue Musik der Universität Aberdeen. Vor kurzem schloss sie ihre Promotion in Musikkomposition an der Universität Aberdeen bei Phillip Cooke und Paul Mealor ab, nachdem sie 2015 ihren Master in Komposition mit Auszeichnung an der Universität Aberdeen absolviert hatte. 1990 wurde sie in Washington, DC, geboren und zog 1998 nach Bainbridge Island, Washington. Derzeit lebt sie in Saint Paul, Michigan.

 

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23. April

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7. Mai

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